Nach ca. 4 Stunden Fahrt bin ich in Bad Neuenahr angekommen. Bad Neuenahr liegt in der Nähe von Bonn und ist vor allem als Kurort bekannt. In der Stadt reiht sich ein Hotel ans andere. Mit meinem Hotel bin ich ganz zufrieden, es liegt sehr zentral und es ist nicht weit entfernt von der Halle, in der das Turnier stattfindet … ja, die Halle …
Dabei handelt es sich um die Sporthalle der örtlichen Erich Kästner Realschule. Jeder der aus dem Schulsport noch die veralteten Korbanlagen kennt, kann sich ungefähr vorstellen wie der Zusatnd der Körbe wohl sein mag. Der eine Ring ist etwas krumm und hat eine leichte Neigung nach vorne, während der andere Ring noch die alten Eisenverstrebungen an den Seiten hat, die bei einem Dunk nach unten klappen und eingefahren werden. So etwas habe ich das letzte Mal vor ungefähr 10 Jahren gesehen. Ich will nicht zu viel schimpfen, wenigstens haben die Veranstalter es geschafft, einen richtigen BBL Parkettboden in die Halle zu verlegen. Leider ist dieser unglaublich rutschig, so dass es heute den ein oder anderen Spieler unfreiwillig zu Boden gezogen hat. Am spektakulärsten ist diesbezüglich Tony Gaffney von den Telekom Baskets Bonn aufgefallen, der einen geschmeidigen Spagat (!!!) unfreiwillig hingelegt hat.
Nun zu den Spielen:
1. Spiel –> TBB Trier vs. Phoenix Hagen 97:82 (29:20, 52:36, 82:60)
Das Endergebins geht in der Höhe völlig in Ordnung. Trier hatte die deutlich besseren Spielanlagen, angeführt durch einen stark auftrumpfenden Dru Joyce. Man konnte sehr gut sehen, dass bei den Trierern eine eingespielte Mannschaft auf dem Feld stand. Immerhin 7 Spieler aus dem letzjährigen Kader konnten auch aktuell weiter verpflichtet werden. Trier trat erneut, wie in bisher fast allen Pre-Season Spielen, sehr abgeklärt auf. Ein ums andere mal wurde der letzte Extrapass gespielt um den freien 3er Schützen heraus zu spielen. Wieder einmal gelang es den Trierern über 90 Punkte zu erzielen. Bisher haben sie in 3 von 4 Vorbereitungsspielen deutlich über 90 Punkte erzielen können. Lediglich die EnBW Ludwigsburg konnte Trier letzte Woche im Finale des Turniers in Kirchheim unter 70 Punkten halten. Hagen konnte zu keinem Zeitpunkt des Spiels auch nur annähernd eine so runde und teamorientierte Offense zeigen wie Trier es tat. Immer wieder versuchte der Hagener Aufbau, T.J. Carter (früher Düsseldorf), Aktionen zu erzwingen und kam zeitweise gar nicht mehr aus seinem Ego-Modus heraus. Einzig und allein Hagens Neuzugang Jordan Hasquet konnte mit 25 Punkten (darunter 5er) und einer klasse Wurfauswahl überzeugen. Wenn er diese Leistung konstant auf BBL Niveau abrufen kann, könnte er einen Jacob Burtschi in Hagen schnell vergessen machen und zum Steal im Crossover Manager Spiel werden.
2. Spiel –> Gloria Giants Düsseldorf vs. Artland Dragons 66:85 (14:17, 32:39, 44:69)
Zu Beginn des Spiels war von einem Klassenunterschied zunächst nichts zu bemerken. Bei den Düsseldorfern, bei denen außer Center Rizvic, kein bekanntes Gesicht mehr aus der letzjährigen Mannschaft auf dem Platz stand, konnte vor allem der Este Rait Keerles mit seinen Würfen von Außen dagegen halten. Aubrey Reese, ehemals Point Guard der Frankfurt Skyliners und jetzt in Diensten der Düsseldorfer, konnte sein Klasse nur bedingt aufblitzen lassen. Er stand im Schatten seines Gegenübers, dem Quackenbrücker Guard David Holston (Neuzugang von Pinar Izmir, Türkei). Auch wenn das „im Schatten stehen“ bei Holstons Körpergröße von gerade einmal 170cm schon etwas schwer fällt. Der quirllige Spielmacher der Dragons überzeugte aber mit einigen tollen Assists und einem sauberen Wurf von Downtown. In der 2. Halbzeit konnten sich die Dragons immer besser absetzen und spielten sich im Endeffekt so einen lockeren Sieg heraus, wobei vor allem ein weiterer Neuzugang der Dragons, Anthoney Hilliard (ehemals Okapi Aalstar, Belgien) auf sich aufmerksam machte. Bei den Düsseldorfer gefiel mir Patrick Flomo am besten. Aufgrund seiner Athletik konnte er sich des öfteren den entscheidenden Vorsprung beim Kampf um den Rebound sichern und blockte auch den ein oder anderen Wurf des Gegners. Der ehemalige Ludwigsburger Sascha Kesselring, konnte sich leider im Trikot der Düsseldorfer nicht gegen seine Widersacher Darren Fenn und Anthoney King, durchsetzen.
3. Spiel –> BBC Bayreuth vs. BC Donetsk 74:92 (18:18, 33:42, 62:63)
Schon früh im Spiel wurde klar, dass hier und heute zwei Mannschaften völlig unterschiedlichen Kalibers aufeinander treffen. Zum einen Bayreuth, Tabellen 16. in der vergangenen BBL Spielzeit, zum anderen Donetsk, letztes Jahr immerhin Vizemeister der Ukrainischen Superleague. Sie unterlagen damals dem späteren Meister Budivelnyk Kiew, in dessen Kader zum Zeitpunkt der Meisterschaft auch noch der Ex-Ludwigsburger Lamayn Wilson stand (jetzt Nymburg, Tschechien), nur ganz knapp mit 4:3 in der best-of-seven Serie. Gecoacht werden die Ukrainer von Sasa Obradovic. Wie man ihn noch aus seinen aktiven Zeiten in der BBL kennt, so merkt man sofort, dass er auch im Trainerjob immer noch der selbe Heißsporn ist wie früher. Nach einem etwas zweifelhaftem Pfiff eines der drei Unparteiischen, rastete Obradovic an der Seitenlinie völlig aus und fing an wie wild auf der Schiedsrichter einzuschimpfen. In Folge dessen wurde Obdradovic durch 2 technische Fouls disqualifiziert und sollte die Halle verlassen. Doch so einfach kann man das mit einem Sasa Obradovic nicht machen. Auf mehrfaches Auffordern der Schiedsrichter, dass er doch nun endlich bitte die Halle verlassen solle, sagte Obradovic immer wieder nur ganz cool: „If you want to take me out of the gym, call the police“ … ach ja, Basketball gespielt wurde auch noch. Donetsk war wie gesagt von Beginn an die bessere Mannschaft und fuhr einen letztlich ungefährdeten Start-Ziel Sieg ein. Auch wenn die Zwischenstände zum Ende des 1. und 3. Viertels eine andere Sprache sprechen, so konnte Donetsk immer wieder eine Schippe drauf legen wenn es eng wurde. So zum Besipiel auch zu Beginn des 4. Viertels, als sie mit einem 14:0 Run für die Vorentscheidung sorgten. Vor allem Center Vyacheslav Kravtsov konnte ein ums andere Mal hervorragend in Szene gesetzt werden und deckte somit die Schwächen unter dem Bayreuther Korb schonungslos auf. Weder der Ex-NBA Spieler Brandon Hunter, noch Ekenechukwu Ibekwe konnten ihn verteidigen. Bei Bayreuth konnte der junge Simon Schmitz andeuten, welches Potenzial in ihm steckt. Im 3. Viertel lief er regelrecht heiß und erzielte 10 Punkte am Stück für seine Mannschaft, darunter auch einen 3er mit dem Buzzer.
4. Spiel –> Telekom Baskets Bonn vs. EnBW Ludwigsburg 72:88 (33:45)
Ähnlich wie im ersten Spiel des Tages, konnte man auch hier feststellen, dass die Mannschaft mit mehr Kontinuität bezüglich der Kaderzusammenstellung (EnBW Ludwigsburg, 4 von 5 Startern aus der vergangenen Saison konnten bekanntlich gehalten werden + McCray u. Lischka) den deutlich eingespieltern Eindruck hinterlassen konnte. Bei den Bonnern wurde lediglich in Person von Chris Ensminger ein Leistungsträger aus der vergangenen Saison gehalten. Der Rest stieß mehr oder weniger neu zum Team der Telekom Baskets hinzu und hinterließ einen noch sehr unabgestimmten Eindruck. Wobei der Rückkehrer auf der Position des Point Guards, Jared Jordan, sehr engagiert war seine Mitspieler in Szene zu setzen, dies aber zum Leidwesen der zahlreich angereisten Bonner Fans immer wieder mißglückte. Bei Ludwigsburg trumpften vor allem in der Anfangsphase Johannes Lischka und Seth Tarver auf, die beide jeweils ihre ersten beiden 3 Punkte Würfe trafen. Auch Alex Harris wusste in der ersten Halbzeit zu überzeugen und konnte immer wieder per Korbleger abschließen. Jerry Green hielt sich zu Beginn in der Offense noch sehr zurück, trumpfte dann allerdings in der zweiten Halbzeit groß auf und erzielte insgesamt 17 Punkte. Die Bonner schafften es auch in den Vierteln 3 und 4 nicht, den Rückstand so weit zu verkürzen, damit nochmals etwas Spannung ins Spiel hätte kommen können. Positives Highlight der Partie war sicherlich der Put-Back-Dunk des Ludwigsburgers Kurt Looby, der nach einem Fehlversuch eines Mitspielers kräftig zupackte und die alte Korbanlage beinahe abgerissen hätte. Auf Seiten der Bonner waren sicherlich gute Ansätze vorhanden, die es im weiteren Verlauf der Pre-Season jedoch auszubauen gilt. Gerade die jungen Bonner Nachwuchsspieler Fabian Thülig und Andrej Mangold konnten auf sich aufmerksam machen und untermauerten dadurch ihren eigenen Anspruch auf Spielzeit in der BBL.
Alles in allem war es ein schöner erster Turnier Tag, der einzig und allein dadurch getrübt wurde, dass ich den Sieg der Deutschen Nationalmannschft gegen die Türkei nicht live sehen konnte. Jetzt noch ein Sensationssieg gegen Litauen, dass wär´s!!! Na ja, man darf ja wohl noch träumen … dirk or die und gute Nacht!